Vilshofen. Zum 1. Januar 2023 wurde Martina Peña in den Vorstand der Volksbank-Raiffeisenbank Vilshofen berufen. Sie ist die erste Bankchefin bei den Genossenschaftsbanken im Landkreis Passau, in Niederbayern lässt es sich an einer Hand abzählen, wer es in diese Position geschafft hat.
Sie lieben wohl Zahlen?
Peña: Was heißt lieben? Ich habe eine gewisse Leidenschaft für Zahlen, ich lese gerne Bilanzen, weil ich sehe, was hinter den Zahlen steckt – wie sich etwas entwickelt, sich etwas ändert, welche Chancen sich auftun.
Sie hatten in der Schule in Mathe wohl immer eine Eins im Zeugnis?
Peña: Ich mag es nicht beschwören, aber ich glaube schon. Das Mathematische lag mir jedenfalls mehr als das Musische. Nach der Realschule in Tittling – ich stamme ja aus Renholding, wo ich auch wohne – stand für mich fest, dass ich eine Bankausbildung machen will.
Sie haben also mit 16 Jahren als normaler Lehrling begonnen?
Peña: So ist es. Ich habe damals bei der Volksbank Vilshofen die Laufbahn gestartet und bin immer dabei geblieben. Auch wenn ich alle Stationen durchlaufen bin, habe ich schon bald gemerkt, was mir am meisten liegt: Das innere Wesen der Bank, also die Innenrevision. Ich achte darauf, dass alles gut und richtig läuft. Auch wenn sich das komisch anhört: Ich liebe die Bank – also die Tätigkeit in der Bank.
Ist diese Liebe zur Bank der Grund, warum Sie es jetzt bis zur Chefin geschafft haben?
Peña: Dass ich zum 1.1. in den Vorstand berufen worden bin, hat sich so ergeben. In der Innenrevision ist man sehr eng in die Abläufe einer Bank eingebunden. Wenn etwas Wichtiges anstand, war ich dabei. Als die damaligen Vorstände der Volksbank Vilshofen über ihre Nachfolge nachdachten, kamen sie auch auf mich und fragten, ob ich mir vorstellen könnte, die Seminare zu machen, die einen für Vorstandsaufgaben qualifizieren.
Traumhaft, oder? Damit ist ein Banker am Ziel seines Berufs, oder?
Peña: So habe ich das nie gesehen. Ich habe schon erklärt, dass ich sehr gern in der Bank war und bin. Jetzt ging es darum, dass ich mich fragen musste: Schaffe ich das als zweifache Mutter? Machen da meine beiden Söhne mit? Aus finanziellen Gründen hatte ich immer Vollzeit gearbeitet, war beim ersten Sohn gerade einmal vier Monate daheim, beim zweiten habe ich ein Jahr in Teilzeit gearbeitet und bin dann wieder voll eingestiegen. Nach der Scheidung war ich alleinerziehend. Meine Familie hat mir in dieser Zeit sehr stark geholfen.
Das heißt, Sie haben sich entschieden, an Ihrer Karriere zu arbeiten?
Peña: Ich habe es irgendwie geschafft, alles unter einen Hut zu bringen. Das war nicht immer leicht, sich um Mitternacht noch einmal zum Lernen hinzusetzen. Was mir zum Beispiel sehr wichtig war: Wenn die Söhne Fußball spielten, war ich auch am Sportplatz. Heute sind sie 22 und 13 Jahre alt und nach wie vor begeisterte Fußballer.
Zurück zum Bankgeschehen. Was glauben Sie, warum gibt es bei den Banken so wenig Frauen in Führungspositionen?
Peña: Grundsätzlich finden junge Frauen den Beruf in einer Bank durchaus attraktiv. Sie sind ehrgeizig und auch gut. Doch irgendwann kommt der Bruch: Geburt von Kindern, der Schwerpunkt des Lebens verlagert sich ein bisschen – und schon sind die Männer im Vorteil. Bei mir ist es anders gelaufen, weil ich trotz der Kinder Vollzeit gearbeitet habe. Wie gesagt: Es hat sich so ergeben.
Weil Sie sich auch entsprechend fortgebildet haben?
Peña: Klar, das ist Grundvoraussetzung. In meiner Position in der Innenrevision war eine ständige Fortbildung und Qualifikation ohnehin notwendig, um den Aufgaben gewachsen zu sein. Schließlich habe ich noch das sogenannte diplomierte Bankbetriebswirt Management absolviert und habe mich dem Bewerbungsverfahren gestellt. Es gab mehrere interne Bewerber und ich bin glücklich, ausgewählt worden zu sein.
Auf Sie warten mit einer anstehenden Fusion gleich herausragende Aufgaben.
Peña: Das ist richtig. Die Volksbank-Raiffeisenbank Vilshofen plant eine Fusion mit der Rottaler Raiffeisenbank mit Sitz in Pocking. Ende Juni entscheiden die Vertreter darüber, ob die Fusion – übrigens rückwirkend zum 1.1.2023 – vonstatten gehen kann. Wir kommen dann auf eine Bilanzsumme von knapp zwei Milliarden Euro.
Was reizt Sie an diesem Job?
Peña: Das sind zwei Dinge. Zum einen will ich, dass die Bank gut funktioniert. Dazu gehört auch ein gutes Team. Zum anderen erfüllt es mich, wenn wir Kunden bei ihren Vorhaben begleiten und beraten können. Wir sind eine regionale Genossenschaftsbank. Wir kennen unsere Kunden. Sie liegen uns am Herzen. Das ist unsere Stärke.
Zahlen Sie noch mit Bargeld?
Peña: Meistens mit der Karte, ab und zu auch übers Handy. Sie spielen auf die Zukunft der Bankgeschäfte an. Da wird sich sicherlich noch einiges ändern. Ich bin überzeugt, das kriegen wir – Kunden und Bank – gut hin. Rund die Hälfte unserer 34000 Kunden ruft ihre Geldbewegungen im elektronischen Postfach ab. Der Wandel wird nicht radikal vollzogen.
Quelle: PNP - Vilshofener Anzeiger