Die Bank prägte sein Leben

Vorstand der Volksbank - Raiffeisenbank Vilshofen eG, MartinTiefenbrunner (59), verlässt nach 27 Jahren die Bank

Gemeinsam mit seinem Vater war er einige Jahre Vorstand der Volksbank Vilshofen, inzwischen Volksbank - Raiffeisenbank Vilshofen eG. Martin Tiefenbrunner (59) hat noch eine andere familiäre Verbindung mit seinem Arbeitsplatz: Seine Frau lernte er dort kennen. Nun geht er in die passive Phase der Altersteilzeit und blickt zufrieden zurück.

Im Interview mit Helmuth Rücker

Wie unschwer zu erkennen ist, sind Sie gerade beim Aufräumen Ihres Arbeitszimmers.

Tiefenbrunner: Das lässt sich nicht erst am letzten Arbeitstag – dem 31. März – erledigen. Ich benutze das Büro knapp 20 Jahre, da hat sich einiges angesammelt in den Schränken und auf dem Schreibtisch.

Vermutlich viele Bilanzen und Jahresberichte.

Tiefenbrunner: Jahresberichte, die weit vor meiner Zeit in der Volksbank verfasst wurden. Die früheren Berichte waren wesentlich umfangreicher als heutzutage. Da wurde ausführlich zurückgeblickt, was im abgelaufenen Jahr in der Welt und in Vilshofen passiert ist. Die Zahlen der Bilanzen habe ich mir beim Durchblättern nicht angeschaut, aber ich war versucht, die Anmerkungen zum Geschehen durchzulesen. Aber so käme ich mit dem Aufräumen nicht weiter.

Gab es auch Überraschungen?

Tiefenbrunner: Keine dienstlichen. Doch plötzlich kam ein Geschenk zum Vorschein, dass ich irgendwann für meine Söhne gekauft und so gut versteckt habe, dass ich erst jetzt wiedergefunden habe. Irgendeine Lern-Software auf CD-Room. Dabei haben sie alle drei die Schulzeit schon hinter sich. Erfolgreich und ohne mein zusätzliches Lernmaterial.

Der Name Tiefenbrunner steht in engem Zusammenhang mit der Volksbank Vilshofen, war doch schon ihr Vater Vorstand der Bank.

Tiefenbrunner: Das ist richtig. Das hat sich halt so ergeben. Damals, 1997, wurde das nicht als Interessenskonflikt gesehen. Heute wäre das wohl anders. Früher kam das in der Banken-Landschaft öfter mal vor. Dass mein Vater auch dienstlich mein Chef war – und zwar vier Jahre und drei Monate – war kein Problem. Privat haben wir nie übers Geschäft geredet. Da wurde klar getrennt.

War Ihr Weg zur Volksbank vorgezeichnet?

Tiefenbrunner: Nicht bewusst. Ich bin halt in einem Haus aufgewachsen, in dem der Vater bei der Bank war. Meine Kindheit in Vilshofen war normal: Nach der Grundschule bin ich in Schweiklberg auf das damals noch existierende Gymnasium gegangen und danach aufs Leopoldinumin Passau gewechselt, habe 1981 das Abitur gemacht und in Passau mit einem BWL Studium begonnen.

War es Ihr Ziel, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten?

Tiefenbrunner: Nein, nicht bewusst. Ich habe nach dem Studium auch nicht als Banker begonnen, sondern war von 1988 bis 1994 beim Prüfungsverband und bin zum1. April 1994 an die Volksbank gekommen. Zum 1. Oktober 1997 wurde ich in den Vorstand berufen.

Ihre Familie ist eng mit der Bank verbunden, schließlich lernten Sie auch Ihre Frau in der Volksbank kennen.

Tiefenbrunner: Das stimmt. Margarete hatte in der Raiffeisenbank Ortenburg gearbeitet und war drei Monate, bevor ich kam, zur Volksbank Vilshofen gewechselt, wo sie Mitarbeiterin in der Kreditabteilung war. Wir sind uns bei einem Betriebsausflug näher gekommen. Ein Jahr  später haben wir geheiratet. Mit dem ersten Baby ist sie daheim geblieben und hat sich – was mich sehr freut und den Kindern sehr gut getan hat – um die Familie gekümmert.

Warum sind Sie Banker geworden?

Tiefenbrunner: Ich hatte in Mathe was drauf und habe Betriebswirtschaft studiert – ein schon damals gern gewählter Studiengang. Es ist von Vorteil, als Banker gut mit Zahlen  umgehen zu können. Im Rückblick waren aber nicht die Zahlen das Erfüllende, sondern die Menschen, die ich mit dem Beruf kennenlernen durfte. Der gute Umgang mit Kunden und Mitarbeitern war mir immer wichtig. Inzwischen dominiert die Bürokratie mit ihrer  Regulationswut das tägliche Bankgeschäft.

Das nervt Sie offenbar. Haben Sie ein Beispiel?

Tiefenbrunner: Unsere Bank hat in einem östlichen Bundesland eine Kundschaft, der wir für eine Million Mark den Aufbau eines Betriebes im medizinischen Bereich finanziert und damit ermöglicht haben. Vor zwei Jahren wurde der Betrieb an die Tochter übergeben, die eine Finanzierung über 100 000 Euro brauchte. Früher hätten wir den Kreditvertrag nach einigen Telefonaten und Briefen abgewickelt. Das geht heute nicht mehr. Statt der einst zwei bis drei Seiten Papierkram kommt man heute auf 50.

Gibt es andere Beispiele dafür, wie sehr sich das Bankgeschäft verändert hat?

Tiefenbrunner: Ich weiß noch, wie wir das Faxgerät als Fortschritt gefeiert haben. Geht heute noch ein junger Mensch in die Bank? Er wickelt alles online ab, braucht nicht einmal Bargeld aus dem Automaten, weil er alles mit Karte oder Handy zahlt. Vor wenigen Jahren war es undenkbar, die Geschäftsstellen am Nachmittag geschlossen zu haben. Heute ist das normal. Früher gab es satte Zinsen für das Ersparte, heute müssen Sie dafür zahlen.

Wie geht es weiter?

Tiefenbrunner: Ich weiß, ich bin altmodisch oder konservativ, wie man das nennen mag. Ich bin davon überzeugt: Banken mit richtigen Menschen darin wird man nach wie vor brauchen. Eine  Unternehmensfinanzierung geht nicht am Computer.

Wird die neue Zeit das Sparen verändern?

Tiefenbrunner: Noch wird klassisch gespart. Na klar, denn wie die Zeit zeigt, ist es gut, etwas für harte Zeiten auf der hohen Kante zu haben. Oder, um sich was leisten zu können. Allerdings wird anders gespart als früher. Weg vom Sparbuch hin zu Wertpapieren und Aktien.

Ihr Nachfolger ist eingearbeitet?

Tiefenbrunner: Das Haus ist gerichtet. Am 1. April wird Christian Bumberger meinen Posten im Vorstand übernehmen. Wenn in zwei Jahren mein Kollege Klaus Prähofer geht, steht Martina Peña bereit.

Dann werden Sie schon längst Ihren Hobbys frönen?

Tiefenbrunner: Ich habe gar keine Hobbys.

Fußball, oder nicht?
Tiefenbrunner: Ja, als Fanmeiner fußballspielenden Söhne. Alle drei können meiner Ansicht nach einigermaßen gut Fußball spielen und haben es im Jugendbereich weit gebracht. Martin ist nach Nürnberg gegangen, Michael zu 1860 München. Das war viel Fahrerei, 200 Kilometer einfach zu einem Spiel. Jetzt studieren sie alle drei: Michael Medizin in Berlin, Martin Wirtschaftswissenschaft und Maxi Jura, beide in Passau.


Haben Sie keine Sorge, es könnte Ihnen im Ruhestand langweilig werden?
Tiefenbrunner: Bestimmt nicht. Was ich tun werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht Rad fahren. Wobei E-Bike nicht in Frage kommt.