Die Banken-Fusion ist perfekt

97-Prozent-Votum der Vertreterversammlung in Pocking – Neue Bank heißt VR-Bank Vilshofen-Pocking eG

Pocking. Die Latte hing hoch: Mit einem 100-Prozent-Votum hat sich die Vertreterversammlung der Volksbank-Raiffeisenbank Vilshofen eG letze Woche für die Verschmelzung mit der Rottaler Raiffeisenbank eG ausgesprochen (wir berichteten). „Das ist umso bemerkenswerter, weil wir Pockinger die übernehmende Bank sind“, sagte Mark Mühlberger, Vorstand der Rottaler Raiffeisenbank eG, am Dienstagabend in der Stadthalle. Dorthin waren 137 stimmberechtigte Genossenschaftsmitglieder und viele Gäste gekommen, um die finale Entscheidung über die Fusion zu treffen. Mühlberger warb nach der „Steilvorlage aus Vilshofen“ für ein positives Votum. Der Zusammenschluss sei eine einmalige Chance für beide Häuser – „aus einer Position der Stärke heraus“. Die Zustimmung war eindeutig und groß. Zu 100 Prozent reichte es am Ende aber nicht ganz. Bei 135 gültigen Stimmen wurden 131 Ja- und vier Nein-Stimmen gezählt. Wahlleiter Franz Penker, der Regionalbetreuer des Genossenschaftsverbandes Bayern e.V., nannte die 97-prozentige Zustimmung „ein überzeugendes Votum“. Die neue Bank heißt VR- Bank Vilshofen-Pocking eG. Die Fusion ist rückwirkend zum 1. Januar 2023 gültig. Vier Vorstände bilden die Führungsmannschaft (bis Mitte 2024 sind es fünf).

Drei Stunden vergingen, bis alle 16 Tagesordnungspunkte der Vertreterversammlung 2023 abgehandelt waren. Neben der Abstimmung über die Bankenverschmelzung und den damit verbundenen Zuwahlen des Aufsichtsrats, der Satzungsänderung und weiterer Regularien standen unter anderem der Bericht und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, die Vorlage des Konzernabschlusses und die Feststellung des Jahresabschlusses auf dem Programm. In puncto Fusion musste sehr viel Text vorgelesen werden. Danach schmeckte das Feierabendbier besonders gut, wie Franz Penker nach getaner Arbeit bekundete. Bei einem späten Abendessen durfte noch kräftig auf die wegweisende Entscheidung angestoßen werden. Mehrere Redner hoben die historische Dimension der Versammlung hervor. So auch Aufsichtsratsvorsitzender Johann Farnhamer und Pockings Bürgermeister Franz Krah.

 

Franz Krah: Die Fusion garantiert Stärke

„Unsere mittelständischen Unternehmen sind auf starke Banken angewiesen“, betonte Krah. Die Fusion garantiere eine solche Stärke. Krah dankte für „140 Arbeitsplätze in unserem Gebiet“ ebenso wie für das soziale Engagement der Bank. Er wünschte Erfolg und – augenzwinkernd – „vor allem eine fette Gewerbesteuer für Pocking“. Johann Farnhamer informierte, der Aufsichtsrat habe die Fusion einstimmig befürwortet. Dies sei aus der Überzeugung heraus geschehen, „dass damit rechtzeitig die richtige Weichenstellung in die Zukunft getroffen wird. Die Verschmelzung ermöglicht eine Verbesserung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit und geschieht somit im Sinne des Förderauftrages gemäß § 1 Genossenschaftsgesetz. Damit dient es dem Wohl unserer Mitglieder.“ Durch die Verschmelzung zur VR-Bank Vilshofen-Pocking eG mit Hauptsitz Pocking addiert sich die Bilanzsumme auf nahezu 1,9 Milliarden Euro. Die neue Bank hat über 64000 Kundinnen und Kunden, über 27000 Mitglieder und 336 Beschäftigte in 19 Geschäftsstellen.

Vor der Abstimmung, die per Handzeichen erfolgte, gab es Diskussionsbedarf. Günter Hecka, kaumännischer Leiter der Hecka GmbH in Rotthalmünster, ließ schon vor der Abstimmung erkennen, dass es von ihm kein „Ja“ zur Fusion geben werde. „Hat man sich Gedanken gemacht, wie sich die Ertragslage nach der Verschmelzung entwickeln wird?“, wollte er unter anderem wissen. Mark Mühlberger bekräftigte, dass es bereits eine Fünf-Jahres-Planung gebe. Dazu gebe es bereits ein Gutachten. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir die Zahlen erreichen werden“, sagte Mühlberger. Ferdinand Schned hakte nach, warum die neue Bank vier Vorstände hat. „Kosten die dann so viel wie woanders zwei?“, fragte er provokativ. Mark Mühlberger erläuterte, dass die Vorstände auch weiter im operativen Geschäft tätig sein wollen. Dafür werde die zweite Führungsebene flach gehalten. Maria Silbereisen lobte die im Vorfeld abgehaltenen Versammlungen. Da sei „schon viel Wind aus den Segeln genommen worden“. Sie bekannte: „Ich bin für die Verschmelzung unter dem Motto ‘gemeinsam sind wir stark’“.

 

Gute Positionierung am Markt im letzten Jahr

Noch vor dem Fusionsbeschluss legten die Vorstände Mark Mühlberger und Stefan Wimmer von der Rottaler Raiffeisenbank eG die Berichte über das Geschäftsjahr 2022 und den Konzernabschluss vor. Mühlberger berichtete, dass die Rottaler Raiffeisenbank ihre gute Positionierung am Markt im Jahr 2022 trotz veränderter Rahmenbedingungen („Binnen eines Jahres wurde die Zinsentwicklung von elf Jahren neutralisiert“) festigen konnte. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 22 Millionen Euro auf rund 875 Millionen Euro.

Aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Geschäftsjahres 2022 ergibt sich ein Bilanzgewinn von rund 1,2 Millionen Euro. Die Vertreterversammlung stimmte der Ausschüttung einer Dividende auf Geschäftsguthaben von drei Prozent zu. Dies sind 209903,27 Euro. Eine Million Euro wird den Rücklagen zugeführt.

 

Artikel in der Rottaler Zeitung am 29.06.2023.