Vilshofen. Schwierige Jahre liegen hinter den Genossenschaftsbanken. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, ein Rückgang bei den Neubauten und damit im Kreditgeschäft sowie die hohe Inflation machen sich auch im Ergebnis der Volksbank – Raiffeisenbank Vilshofen eG bemerkbar. Laut Prüfungsbericht, der in der Vertreterversammlung vorgetragen wurde, steht die Bank jedoch auf soliden Beinen. Aus dieser „Position der Stärke“ heraus will man sich für die Herausforderungen der Zukunft wappnen. Dafür ist eine Fusion mit der Rottaler Raiffeisenbank eG in Pocking geplant, über die die jeweiligen Mitgliedervertreter abstimmen müssen. In der Vertreterversammlung am Mittwochabend in Aunkirchen sprachen sich die Vertreter der Volksbank–Raiffeisenbank Vilshofen eG mit 100 Prozent der Stimmen für die Fusion aus. Die Herausforderungen der kommenden Jahre seien nur noch bei einer entsprechenden Größe zu bewältigen, erklärte Vorstand Klaus Prähofer, der von „langfristigen Vorteilen“ durch die Verschmelzung sprach und das Motto der Fusion wiederholte: „Wachsen, um sich das Kleinsein leisten zu können“. Er informierte über den vorbereiteten Verschmelzungsvertrag und zählte die zu erwartenden Vorteile auf: Die Geschäftsstellen in der Region bleiben erhalten, die Banken bleiben weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb, Anforderungen durch die Bankaufsicht lassen sich leichter erfüllen und eine langfristige und stabile Kreditversorgung sei gesichert. Alle erforderlichen Vorgespräche wurden bereits geführt, doch nur mit Zustimmung der Vertreterversammlung kann die Fusion vollzogen werden. „Bei keiner Entscheidung in meiner bisherigen Laufbahn war ich mir so sicher, dass es die richtige ist, wie bei dieser“, warb Prähofer für die Fusion und versprach den Mitgliedervertretern: „Sie werden es nicht bereuen, darauf können Sie sich verlassen.“
Aus den Reihen der Mitgliedervertreter meldeten sich zwei weitere Fürsprecher zu Wort: Christian Gödel sprach vom „richtigen Zeitpunkt“ für die Fusion angesichts der wachsenden Herausforderungen, die mit Fachkräftemangel, mehr Bürokratie und steigenden Kosten auch auf den Finanzsektor zukämen. Willi Wagenpfeil macht deutlich: „Um im Wettbewerb erfolgreich zu bleiben, braucht es größere Einheiten.“ Regionaldirektor Franz Penker vom Genossenschaftsverband Bayern leitete die Abstimmung der Mitgliedervertreter, die ein einstimmiges Votum ergab: Mit 110 von 110 abgegebenen Stimmen sprachen sich die Vertreter für die Verschmelzung der Volksbank–Raiffeisenbank Vilshofen eG und der Rottaler Raiffeisenbank eG zur VR-Bank Vilshofen-Pocking eG aus. „Vielen Dank für das Votum – Ihr Auftrag ist uns Verpflichtung“, bekundete Prähofer nach der Abstimmung.
Wenn auch die Vertreterversammlung der Rottaler Raiffeisenbank eG nächste Woche der Verschmelzung zustimmt, tritt diese rückwirkend zum 1. Januar 2023 in Kraft. Die neue Bank verfügt dann über 64000 Kunden, 27000 Mitglieder und 336 Mitarbeiter in 19 Geschäftsstellen. Die Bilanzsumme wird sich auf 1,9 Millionen Euro belaufen, das betreute Kundenkreditvolumen liegt bei 1,4 Millionen Euro und das betreute Kundenanlagevolumen bei 2,4 Millionen Euro. In Vorbereitung auf die Vertreterversammlung in Pocking wurden die sieben amtierenden Aufsichtsratsmitglieder nominiert, die im neuen Aufsichtsrat der künftigen VR-Bank Vilshofen-Pocking eG vertreten sein sollen: Einstimmig gewählt wurden Andrea Brunner, Georg Bauer, Karl-Heinz Otter, Robert Sammereier, Josef Siglmüller, Günter Troiber und Karl Walch. Hinzu kommen, wenn die Vertreterversammlung am 27. Juni zustimmt, vier weitere Aufsichtsratsmitglieder von Seiten der Rottaler Raiffeisenbank eG. Aus den Reihen der Mitgliedervertreter wurden Franz Anthofer, Georg Lorenz, Johann Brunner, Christian Gödel und Richard Detter in den Wahlausschuss gewählt.
Dass die Fusion aus einer „Position der Stärke“ heraus vollzogen werde, belegten Vorstand Martina Peña und Vorstand Christian Bumberger mit einem Einblick in den Geschäftsbericht 2022: Trotz großer Herausforderungen durch Corona, Krieg und Inflation konnte die Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden – um 4,7 Prozent auf 1,064 Millionen Euro (Vorjahr: 1,016 Mio.). 34843 Kunden, 12895 Mitglieder, 767 Millionen Euro betreutes Kundenkreditvolumen, 1,324 Millionen Euro betreutes Kundenanlagevolumen, 3,4 Millionen Euro Gesamtinvestitionen – die Zahlen sind trotz eines „äußerst herausfordernden Jahres 2022“, wie es Christian Bumberger formulierte, positiv. Trotz eines Rückgangs bei den Neubauten im Wohnungsbereich sei dank breiter Streuung eine Gewinnsteigerung von 6 Prozent zu verzeichnen. Konstant bleiben die Steuerzahlungen in Höhe von 2,1 Millionen Euro – „das freut vor allem unsere Kommunen“, so Bumberger. An Spenden wurden 92000 Euro an Vereine, Schulen, Kindergärten und kirchliche Einrichtungen verteilt. Die gute Nachricht für alle Sparer: „Nach Jahren der Negativzinsen gibt es endlich wieder Sparzinsen.“ Der Bilanzgewinn lag bei 726431 Euro. Aus dem Jahresüberschuss in Höhe von 926431,31 Euro wird eine zweiprozentige Dividende ausgeschüttet, der Restbetrag geht in die Rücklage. Der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Siglmüller gab Einblick in den Prüfbericht, in dem der Volksbank–Raiffeisenbank Vilshofen eG eine Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung bescheinigt werde.
Artikel im Vilshofener Anzeiger am 24.06.2023 von Sabine Süß.