Alte Post weicht einem Bürokomplex

Volksbank - Raiffeisenbank Vilshofen will im Sommer 2022 mit dem Neubau beginnen – Blick in die Geschichte

Als in dieser Woche der Abrissbagger in der Aidenbacher Straße anrückte, um das alte Postgebäude zurückzubauen, war Willi Jungwirth (73) mit dem Fotoapparat zur Stelle. „Ein wenig Wehmut kommt schon auf“, sagt Jungwirth, der als ehemaliger Postler der alten Garde großes Interesse an der Geschichte der Post in Vilshofen hat. Er hat so viele Veränderungen in der Struktur der Post mitgemacht, dass er nun nüchtern feststellt: „Die Zeit bringt die Veränderungen mit sich.“
Mit dem Abriss verschwindet nach 61 Jahren das letzte äußere Zeichen einer Jahrhunderte lang sehr bedeutenden Postgeschichte Vilshofens. Seit 2007 gibt‘s beim REWE eine Annahmestelle und seit Oktober 2016 starten die Zusteller von einem Gebäude in Linda aus.
Von 1905 bis 1960 war die Post in der Bahnhofstraße untergebracht (heute Fa. Stuko Taschentücher). Im Oktober 1960 zog die Post in einen Neubau (Kosten 563000 DM) in der Aidenbacher Straße. Vilshofen war das dritte neue Amt nach Landau und Landshut. In den besten Zeiten arbeiteten hier rund 150 Beamte und Angestellte. Seinerzeit wurde die Rente bei der Post bar ausbezahlt. Willi Jungwirth erinnert sich: „Das waren gut eine Million Mark. Bei der Geldübergabe haben wir alles noch einmal gezählt.“ Die Rentner standen bis zur Straße heraus Schlange.
Zum 1. Mai 1979 wurde das Verwaltungspostamt in ein Amt ohne Verwaltung umgewandelt mit dem Postamt Passau unterstellt. Eine nahezu 350-jährige Selbständigkeit der Poststationen, der Expedition und des Postamts Vilshofen war damit vorbei. Eine immer schnellere Weiterentwicklung und Verschlankung der Vilshofener Post nahm ihren Lauf und fand nun mit dem Abriss ein Ende.
Besitzerin der Immobilie ist die Volksbank-Raiffeisenbank Vilshofen. Sie plant auf dem Areal ein Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von 4500 m², von den sie rund 1200 m² selber als Beratungszentrum der Bank nutzen möchte. Gegenwärtig laufen laut Vorstandsvorsitzendem Klaus Prähofer Gespräche mit interessierten Mietern. Aktuell laufen noch Detailplanungen. Unter anderem wird geprüft, ob sich zwei Tiefgaragen-Ebenen unterbringen lassen. Ende Januar sollen die Detailplanungen der Stadt vorgelegt werden. „Mitte 2022 könnte vielleicht Spatenstich sein“, hofft Klaus Prähofer.

Quelle: Vilshofener Anzeiger

Entwurf vom Architekturbüro Witzlinger

Der Abrissbagger der Firma Mailhammer arbeitet sich voran und entfernt hier den Baustahl. Auf den heutigen Tag vor 60 Jahren hatte der damalige Bundespostminister Richard Stücklen den Neubau in einen Festakt seiner Funktion übergeben. Fotos: Rücker/Archiv Jungwirth
Der Posthof 1967 mit fünf Versorgungsfahrzeugen. Mit dem Magirus Kurzhauber wurden u.a. Garham, Eging und Fürstenstein angefahren.